Titel des Beitrags »Drei Jahre AHA« von 1977

Am 19. März 1974 trafen sich neun Mitglieder der Berliner Regionalgruppe der sich auflösenden IHWO (Internationale Homosexuelle Weltorganisation), um einen neuen Verein zu gründen, der nach ihren damaligen Vorstellungen nicht ganz so »extrem links« sein sollte wie die HAW (aus der das heutige SchwuZ hervorging) und »allgemein« war – also nicht nur ein »exklusiver Klüngel für Akademiker und Studenten«. So zumindest schrieben es die Gründungsväter drei Jahre später in der Vereinszeitung AHA-Info.

Die Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft war entstanden!

Bald wuchs die Gruppe und 1976 wagte man den (damals durchaus kontroversen) Schritt, sich als »Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft (AHA-Berlin) e. V.« in das Vereinsregister eintragen zu lassen.

Schnell entstanden innerhalb des Vereins immer mehr Interessen- und Hobbygruppen sowie AGs. Gleichzeitig wurde man mit Flugblattaktionen und ähnlichem auch immer mehr öffentlich aktiv. Dabei entstand auch aus heutiger Sicht erstaunliches, wie zum Beispiel der detaillierte Entwurf eines Antidiskriminierungsgesetzes (1979) und die Aufsehen erregende Veranstaltung »Parteien auf dem Prüfstand« zur Bundestagswahl 1980 in der Bonner Beethoven-Halle. Außerdem war die AHA bis weit in die 80er Jahre hinein an der Organisation des Berliner CSDs beteiligt, half aber später auch dabei, mit dem alternativen CSD den Vorläufer des Transgenialen CSDs aus der Taufe zu heben.

Friedrichstraße 12: Die Heimat der AHA in den 80ern.

Anfang der 80er Jahre erfreute sich der Verein immer regeren Zulaufs, und war 1982 mit über 200 Mitgliedern zum größten schwulen Verein in Deutschland geworden. Gleichzeitig war das Angebot an Gruppen und Veranstaltungen sehr breit gefächert. Um der Situation zu begegnen, zog man aus der Suarezstr. 50/51 in Charlottenburg (1976–1979) in die Friedrichstr. 12 in Kreuzberg um.

In der Folge entstanden in der AHA nun auch Projekte, die sich später von ihr lösen sollten, um auf eigenen Beinen zu stehen. Ein Teil der Räume in der Friedrichstraße wurde an das im Entstehen begriffene Schwule Museum untervermietet, das dort mit dem Aufbau seines Archivs begann. Der Erfolg diverser Sportgruppen in der AHA gab mit den Anschub für den Vorspiel e. V. und das Team des von 1978 bis März 1984 monatlich erschienendem Vereinsheft AHA-Info wurde eine der Keimzellen für das Stadtmagazin Siegessäule, das als Projekt des Treffen der Berliner Schwulengruppen (TBS) von der AHA mitbegründet wurde. Auch die HuK geht auf eine Gruppe aus der AHA zurück und externe Projekte und Gruppen, wie die schwulen Lehrer der GEW fanden damals in der AHA einen Ort um sich zu treffen.

Am 1. Januar 1989 zog die AHA dann an ihre langjährige Adresse um, den Mehringdamm 61. Zur gleichen Zeit eröffnete das Schwule Museum dort seine ersten eigenen Räumlichkeiten. 1995 folgte dann auch das SchwuZ an diese Adresse und schließlich eröffnete das Café Sundström.
Lange Jahre bildete der sogenannte »Homo-Hof« den Mittelpunkt des schwulen Kiezes am Mehringdamm. Durch die gute Zusammenarbeit mit dem SchwuZ und dem Schwulen Museum gelang es, diesen Ort zu einer der interessantesten Locations in der Berliner queeren Community zu machen – zum Beispiel mit dem jährlichem Hoffest im Sommer oder der gemeinsamen Silvesterparty.

Anfang der 90er Jahre wandelte sich die AHA von einem rein schwulen in eine lesbisch-schwules Projekt. Seither fanden auch immer wieder lesbische Gruppen und Projekte einen Platz in der AHA, wie zum Beispiel die Theatergruppe »Die Amazonen« oder die »Devotion Unlimited«- und »Freudenfluss«-Parties.
Auch Gruppen und Projekte aus dem Trans*bereich, wie die Kingz of Berlin oder der Wigstöckel e. V. fanden und finden bei uns einen guten Platz.
Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die AHA eine wichtige Plattform für Kulturveranstaltungen der Kreuzberger Tunten- und Trans*szene wurde, in der mehr als eine Kariere begonnen hat. Schließlich wurde nicht nur Biggy van Blond in der AHA auf die Pfennigabsätze gestellt, von wo aus sie erfolgreich in die Welt gestöckelt ist.

Der Wagen der AHA auf dem Berliner CSD 2002.

Gegen Ende der 90er Jahren entstand schließlich jenes Angebot, welches bis zum Auszug am Mehringdamm den Verein als alternatives und nichtkommerzielles Projekt geprägt hat. Zwischen Spieleabend, Jugendgruppe, Sonntagscafé, Erotik-Party und Coming-Out-Gruppen, aber auch  unterschiedlichsten Kulturveranstaltungen, dem jährlichen internationalen Jugendtreffen Warmer Winter und gelegentlichen Parties ist die AHA heute ein Verein mit einem vielfältigen Angebot, der aus der Berliner queeren Leben nicht mehr wegzudenken ist.

Mittlerweile ist die AHA als queeres Projekt (nicht nur) in Berlin praktisch einzigartig, da sie seit ihrer Gründung vollständig durch die ehrenamtliche und unbezahlte Arbeit ihrer Mitglieder getragen wird, und es schafft, sich nur aus Mitgliedsbeiträgen und den Erlösen ihrer Veranstaltungen zu tragen. So ist die AHA auch hervorragend geeignet, unabhängig von zweckgebundenen Mitteln und Gewinnstreben eine Plattform für neue Projekte und Ideen zu bieten.

Im November 2008 wurde die AHA von einer schweren Krise getroffen. Nicht nur, dass der damals amtierende Vorstand den vorher finanziell gesunden Verein in wenigen Monaten an den Rand der Insolvenz gewirtschaftet hatte, auch die weitere Nutzung der Räume für öffentliche Veranstaltungen wurde vom Ordnungsamt durch eine anonyme Anzeige untersagt. Somit war die AHA für rund eineinhalb Jahre zum ersten mal in ihrer Geschichte ohne eigene Räume und blickte in eine ungewisse – aber auch spannende – Zukunft. Durch die Unterstützung zahlreicher befreundeter Projekte wie Ackerkeller, Ajpnia, SchwuZ und Mann-O-Meter konnten wir aber auch in dieser schwierigen Zeit präsent bleiben und waren so in der Lage, Mittel für die Anmietung und den Aufbau neuer Vereinsräume zu erwirtschaften.

Unser 35-jähriges Jubiläum haben wir daher 2009 mit einer großen Show vor dem traditionellen Tanz in den Mai im SchwuZ begangen.
Besonders gefreut haben wir uns natürlich auch über all die netten Videogrußworte, die wir bei der Geburtstagsshow zeigen konnten. Auch dafür vielen Dank an alle, die sich den Interview-Überfällen von Vera Titanic ausgesetzt haben.

Monumentenstraße 13: Hier ist die AHA seit 2010 zuhause.

Am 2. Oktober 2010 war es dann soweit: Wir konnten mit der AHA unsere neuen Räume in der Monumentenstraße 13 feierlich eröffnen. Dort freuen wir uns darauf, Dich in unserem gemütlichen Straßencafé mit Kleinkunstbühne und Biergarten begrüßen zu dürfen!

Auch an die Tradition des Mehringdamm-Hoffests haben wir 2014 zu unserem 40. Geburtstag angeknüpft und veranstalten seitdem jährlich unser Terrrassenfest, mit Shows, Tombola und allerlei für euer leibliches Wohl.

Seit 2020 beeinflusst die Corona-Krise auch die AHA. Aber auch diese schwierigen Zeiten überstehen wir dank euer Hilfe, zum Beispiel durch eure Spenden oder durch unser To-Go-Café, dass durch unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen getragen wird, denen wir an dieser Stelle besonders danken und durch euch, die ihr uns durch euer Kommen unterstützt.

Auch zahllose Kulturveranstaltung haben wir seit dieser Zeit als Stream auf unsere Bühne gebracht, die uns als wertvolles Archiv erhalten bleiben. Und wann immer die Rahmenbedingungen es zuließen und zulassen, sind wir für euch da.

Wir sagen Danke für eure Unterstützung!

Weitere Informationen zur Geschichte der AHA findet Ihr auch in kompakter Form in der deutschsprachigen Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeine_Homosexuelle_Arbeitsgemeinschaft